Galerie

Weberinnen und – vor allem – Weber bevölkern Märchen, Romane, Theaterstücke und Geschichtsbücher. Auch mein Grossvater gehörte zu diesen Schwerarbeitern: Weil der Bauernhof für die 15köpfige Familie nicht genug abwarf, webte er abends im feuchten Keller Leinen. Wenn die Termine knapp wurden, sprang die Grossmutter in der Nacht noch ein. Am nächsten Morgen mussten meine Mutter und ihre Geschwister die riesigen Ballen auf dem Handkarren viele Kilometer weit wegfahren.

Schon vor vielen tausend Jahren wussten die Menschen, wie man Garne zu Geweben verbinden kann. Das Grundprinzip aus gespannten Kettfäden, durch die waagerechte Schussfäden geführt werden, gilt auch noch heute. Und das Verbinden von Kett- und Schussfäden zu einem Gewebe hat nichts von seiner Faszination verloren.

Die moderne Handweberei verfügt über Materialien, die die Kreativität anregen. Es entstehen hochwertige, aussergewöhnliche Stoffe, welche für den täglichen Gebrauch, die Wohnung, Bekleidung und modische Accessoires einsetzbar sind.

Weben ist zeitaufwändig und ziemlich rechenintensiv: Wie viele Spulen braucht man für das entworfene Gewebe? Und wie viele Fäden benötige ich, wenn der Stoff eine bestimmte Breite erreichen soll?

Ausserdem muss, wer sich mit dem Weben befasst, viele neue Wörter lernen: Kette und Schuss sind Ihnen vielleicht bekannt. Aber was genau sind Kettbaum, Litze, Schaft, Kamm, Fach usw., und was bedeutet „schären“?

Schären? – Das ist das Abwickeln eines Fadens von einer Garnspule auf ein Schärgestell. Diese Fäden nennt man Kettfäden.

Diese Kettfäden oder Kette werden am hinteren Ende des Webstuhls (Kettbaum) straff aufgerollt (aufgebäumt). Jeder einzelne Faden muss danach durch eine Öse (Litzenauge) eingefädelt werden. Die Litzen werden von zwei Latten (Schäfte) gehalten. Jetzt werden die Fäden noch durch den Webkamm gezogen

Bevor das eigentliche Weben beginnen kann, werden die Kettfäden noch mit dem Warenbaum (dort wird der gewebte Stoff aufgerollt) verbunden. Jetzt werden die Schäfte mit den Tritten verschnürt. Nun kann die Faszination des Webens beginnen.

Durch das Treten der Tritte werden die Kettfäden gemäss dem gewünschten Muster nach oben und unten bewegt. Mit dem Schiffchen wird der Schussfaden durch die Kettfäden hindurch geschossen. So entsteht das Gewebe.

Mohairdecken

Das Garn für meine Mohairdecken stammt von Angora- oder Mohairziegen. Ursprünglich kommen diese Ziegen aus dem Hochland von Anatolien. Heute werden sie hauptsächlich in Südafrika gezüchtet.

Mohairwolle ist weich und leicht. Sie filzt nicht und ist schmutzabweisend. Das von mir verarbeitete Garn besteht aus 77 % Mohairwolle, 18 % Wolle und 5 % Nylon. Mohairgarn ist wie ein Bouclégarn versponnen, d. h. es hat kleine Schlingen, die nach dem Weben von getrockneten Naturdisteln aufgeraut werden. Dadurch wird die Decke flauschig, voluminös und wunderbar warm.

Eine Mohairdecke kann am Anfang mehr oder weniger haaren. Das ist  ganz normal. Schütteln Sie Ihre Decke ab und zu aus und lüften Sie sie in einer feuchten Nacht draussen. Eine Mohairdecke sollte, wenn überhaupt nötig, nur chemisch  gereinigt und niemals gewaschen werden. So bleibt sie schön flauschig, und Sie haben lange Freude daran.